Sonnensage
Sonnensage
Kalt, meine Umwelt;
Klar die Tränen, die der Himmel weint;
Wir trauern um den Verlust des Sommers,
Seine weichen Strahlen streicheln meine Erinnerung-
Tödlich schmeichelnd fällt Schnee,
Katzenhaft glitzern die Augen der Mutter Sonne,
Sie schwebt
-Gleichgültig-
Weit entfernt
Halb hinter Wolken verborgen
Über den Horizont.
Heute erzählt sie wieder die Uralte Geschichte,
Da sie noch junge Frau war,
Wie sie mit Lunitari,
Dem schönen Bruder,
Zum Fest der Sterne ging
Um sich zu vergnügen
Und da ward es Nacht
Und sie suchten wie die Sternenkinder sich Gespielen
Und fanden einander im Dunkeln
Nicht wissend, wen sie liebkosten
Und ihre Körper sangen die ganze Nacht
Das gemeinsame Lied des Lebens.
Doch als Auroras weiche Rosenfinger
Die Nacht verdrängten,
Erkannten sie, was sie getan hatten
Inzest
Und Sol schnitt sich die Brüste ab
Die Lunitari so gefallen hatten
Und warf sie ihm vor die Füße
Und weinte lange
Und floh vor ihm
Und ihrer Schande
Und versteckte sich hinter ihrem Schleier
Und die Erde ward kalt
Und drohte unterzugehen
Da nahm der Bruder
Der Gäa liebte
Und Thesis, die ihm nachfolgt
Die Brüste, das letzte Andenken an Sol
Und legte sie behutsam auf die Erde
Und küsste sie behutsam
Und da öffneten Sich die Knospen
Der Sonnenhügel
Und gebaren einen launischen Gott
Den Vulkan
Und das Feuer floss in die Kälte des Winters
Und erwärmte die frierenden Geliebten.
Da erkannte Sol ihre Pflicht
Und stieg wieder auf ihren Himmelsthron
Und die Welt erblühte wieder
Und die Sterne zogen wieder
Geordnete Bahnen
Und Sol und Luni
Vertrugen sich wieder
Doch sie gehen sich aus dem Weg
Und wenn sie sich berühren
Wird der Himmel wieder schwarz
Und die Sterne beginnen zu flüstern
Denn sie erinnern sich
An alles.
Doch auch Gäa erinnert sich manchmal
Und grollt Sol
Und sie weckt Vulkan
Das Geschwisterkind
Und diese erinnert sich
Und schämt sich
Und versteckt sich hinter ihrem Schleier;
So wird es Winter auf der Erde.
(c) Krallentanz 2005